Man merkt es vielfach: vielerorts wird man von Anfang an geduzt auch wenn man, wie ich, bereits dem älteren Semester zuzuordnen ist.
Im Deutschen unterscheiden wir traditionellerweise zwischen Freunden oder Bekannten und Leuten, die uns als Kunden oder anderweitig nicht sehr Vertraute gegenüberstehen.
Die Letzteren sprechen wir mit "Sie", die Ersteren mit "Du"an.
"Sie" ist die Höflichkeitsform, im Englischen "honorific plural" genannt.
Damit sind die Deutschen nicht allein. Es gibt diese Form in einigen indo-europäischen Sprachen: Spanisch, Italienisch, Französisch und auch Hindi und Urdu haben eine Höflichkeitsform, um nur einige Beispiele zu nennen. Diese mögen bei verschiedenen Personen angesiedelt sein (Deutsch: 3. Person Plural, Italienisch: 3 Person Singular etc), haben aber eines gemein: man unterscheidet zwischen Vertrautheit und weniger Vertrautheit. Diese geht mit legererem und weniger legerem Verhalten und Sprache einher.
Sollte dieser Unterschied, der einen natürlichen Bestandteil des Lebens darstellt, weggeswischt werden? Wenn ja, was sind die Beweggründe? Wenn nein, was macht die Bewarung von Unterschieden erhaltenswert? -
Du oder Sie im Umgang mit Kunden
Um die Anredeformen im Deutschen ging es letztes Jahr auch in einem Beitrag im Mitteldeutschen Rundfunk (mdr). Darin erläutert die Pressesprecherin der schwedischen Möbelkette IKEA, warum man sich 2003 entschieden hatte, die deutsche Kundschaft mit dem Werbespruch „Wohnst du noch, oder lebst du schon“ konsequent zu duzen, um damit ein „Stück schwedisches Lebensgefühl“ zu vermitteln. Mittlerweile machen das viele Unternehmen ähnlich (obwohl sie nicht aus Schweden stammen), sogar manche Banken sind mit ihren Kunden per Du. Eine Umfrage des mdr kommt aber zu dem Ergebnis, dass 61 Prozent der knapp 30.000 Befragten „eher nicht“ geduzt werden möchten. Stellung bezieht auch das Vorstandsmitglied des Vereins Deutsche Sprache (VDS) Silke Schröder. Gegen das ungefragte Duzen spreche, dass „die deutsche Sprache ein standardmäßiges Duzen überhaupt nicht vorsieht“, so Schröder. Mit dem Du oder Sie hätten wir die Möglichkeit, Nähe und Distanz im Gespräch zu wählen. Der Wirtschaftsberater Thomas Armbrüster meint, das Duzen komme bei einer jüngeren Klientel „ganz gut“ an. Er rät aber Unternehmen zur Vorsicht, weil es insbesondere ältere Kunden als übergriffig wahrnehmen können.
Was denken Sie? Oder, was denkst Du?
Freue mich auf Kommentare.
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